Naturkatastrophen, wie z.B. Erdbeben und Erdrutsche oder andere Unglücke wie Brände, Explosionen und Verkehrsunfällen, führen immer wieder dazu, dass Gebäude oder Bauwerke so stark in ihrer Statik geschwächt werden, dass sie einzustürzen oder zusammenzubrechen drohen. Um dennoch Rettungs-, Bergungs- oder Sicherungsarbeiten durchführen zu können, sind die Einheiten des THW in der Lage, Abstütz- und Aussteifkonstruktionen zu errichten, die den ermittelten Kräften eines einzustürzenden Objektes in Größe, Richtung und Angriffspunkt direkt entgegenwirken. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Abstütz- und Aussteifkonstruktionen, die lageabhängig (Art und Umfang der Zerstörung/ Zustand und Zusammensetzung der Bausubstanz) zu wählen sind, trainieren die Baiersdorfer THWler regelmäßig den Aufbau solcher Konstruktionen.
Hierfür machten sich am Freitag, den 6. November 2015, 19 Baiersdorfer Helferinnen und Helfer der 1. und 2. Bergungsgruppe mit GKW I, GKW II mit LiMa und LKW, beladen mit diversen Abstützmaterial, auf den Weg nach Bubenreuth. Auf einem Firmengelände wurde als Szenario angenommen, dass ein Gebäudeteil, nachdem ein LKW ungebremst in die Fassade gekracht war, akut einsturzgefährdet sei.
Parallel zur Erkundung durch die Gruppenführer wurde das Firmengelände mit den Lichtmasten von GKW I und LiMa sowie diverser Powermoon® und 1000 W-Strahler großflächig ausgeleuchtet. Für die Abstütz- und Aussteifarbeiten trennten sich die beiden Bergungsgruppen.
1. Bergungsgruppe: Bau eines Stützbockes mit doppelter Strebstütze
Die 1. Bergungsgruppe stützte eine geschädigte Giebelwand ab, die bereits deutlich sichtbare Risse aufwies. Hierfür mussten die THWler zuerst mittels Kettensäge Geäst entfernen, um an die entsprechende Wand gelangen zu können. Im Anschluss errichtete die 1. Bergungsgruppe einen 4,2 m hohen Stützbock mit doppelter Strebstütze und Schwellentreibladen mit Knaggen. Aufgrund vorhandener Erdleitungen wurde die Treiblade nicht mit Erdnägeln fixiert, sondern auf eine gegenüberliegende Wand verkeilt.
2. Bergungsgruppe: Bau eines Schwelljochs
In einem Kellerraum stützte die 2. Bergungsgruppe die Decke, ab. Hierfür errichteten die Baiersdorfer Helferinnen und Helfer ein, aus vier Stützen bestehendes, Schwelljoch. Dieses ermöglicht es, lotrecht wirkende Kräfte flächig aufzunehmen und zu übertragen.
Parallel zu diesen Maßnahmen wurden die Baiersdorfer THWler noch im richtigen Umgang und in weiteren Methoden zum senk- und waagerechten Abstützen mit Schnellbaustützen, Baustützen und dem EGS (Einsatz-Gerüst-System) geschult.
Durch das erfolgreiche Errichten des Stützbockes und des Schwelljochs konnte die Einsturzgefahr am Gebäude gebannt werden. Nach der Besprechung der durchgeführten Abstützungsmaßnahmen, bei der die Probleme aber auch „Tipps und Tricks“ diskutiert wurden, konnte die Ausbildung erfolgreich beendet werden. Die Baiersdorfer Helferinnen und Helfer sind somit für kommende Einsätze in einer der Kernkompetenzen des THW, dem „Abstützen und Aussteifen“, bestens gerüstet.