„Alarm für die Schnell-Einsatz-Gruppe des THW Baiersdorf! Nach verheerender Explosion in einem Fabrikgebäude werden mehrere Personen vermisst, Näheres ist unbekannt!“ So lautete die Alarmmeldung für die Helferinnen und Helfer des THW Ortsverband Baiersdorf um 18:59 Uhr.
Kurz nach dem Alarmeingang rückten 15 Mann mit MTW (Zugtruppfahrzeug), GKW I und Sprinter (MLW V) zur Einsatzstelle aus. Als die ausgerückten THW-Kräfte nur wenige Minuten später, um ca. 19.15 Uhr, an der Einsatzstelle in Bubenreuth ankamen, zeigte sich ihnen ein Bild des Schreckens: Eine brennende Person war schon von Weitem im Gelände zu sehen, eine weitere stand blutend und um Hilfe schreiend an einem Fenster im 1. Stockwerk. Zudem war die Einfahrt zum Fabrikgelände durch einen entwurzelten Baum blockiert. Sofort wurde durch die Mannschaft des GKW I die brennende Person mittels Löschdecke gelöscht und erstversorgt, sowie der umgestürzte Baum mit der Motorsäge zersägt und weggeräumt, um die Zufahrt zur Einsatzstelle freizumachen.
Die erste Erkundung durch den Zugführer und den Gruppenführer zeigte, dass aufgrund der Explosion der Haupteingang im Erdgeschoss durch diverse Stahlhindernisse versperrt war. Um zur blutenden Person am offenen Fenster zu gelangen, rückte ein erster Trupp mittels Schiebeanlegeleiter ins 1. Obergeschoss vor, versorgte die schwer am Kopf verletzte Person und nahm die weitere Erkundung auf. Währenddessen wurde durch einen zweiten Trupp das Stahlhindernis mit dem Brennschneidgerät und dem Elektrotrennschneider zerkleinert und damit der Weg ins Gebäude freigemacht. Im Fabrikgebäude galt es zuerst einen einsturzgefährdeten Durchgang mit Hilfe der Schnellbaustützen abzusichern. Im Anschluss wurde das, durch diverse Holzbalken versperrte, Treppenhaus mit der Säbelsäge freigeräumt, wodurch die Verbindung zwischen dem Erd- und 1. Obergeschoss, sowie zwischen den beiden Trupps im Gebäude wieder hergestellt werden konnte. Die am Kopf verletzte Person konnte daraufhin durch das Treppenhaus ins Freie verbracht werden, wo sie dann vom Rettungsdienst übernommen wurde.
Nach der erfolgreichen Rettung folgte die Durchsuchung der Fabrik nach weiteren Vermissten. Nur kurze Zeit später konnte eine an Arm und Bein stark blutende, Person im dichten Geäst des Atriums des Gebäudes gefunden, erstversorgt und an den Rettungsdienst übergeben werden. Nach längerer Suche im weiträumigen Bauwerk wurde eine bewusstlose Person auf einen dunklen Zwischenboden lokalisiert. Nachdem die Fundstelle ausgeleuchtet war und die ersten Helfer über eine Steckleiter zur Person gelangt waren, wurde der Verletzte in den Schleifkorb gelegt und mittels Abseilgerät (Rollgliss) in das 1. Obergeschoss abgelassen. Die Rettung vom 1. Stock ins Freie erfolgte über eine mit dem Greifzug realisierte Seilbahn. Zeitgleich wurde eine vierte Person mit gebrochenem Arm im 2. Obergeschoss des Ostteils des Gebäudes aufgefunden und erstversorgt. Zur Rettung der Person wurde die Entscheidung getroffen, dass die Person aus dem 2. Stockwerk auf Erdgleiche abgeseilt werden soll. Hierfür errichteten die Baiersdorfer THWler einen Einspann-Ausleger mit dem Einsatzgerüstsystem (EGS) und seilten die verletzte Person mit Rettungsdreieck (Rettungswindel) und Abseilgerät (Rollgliss) ab. Mit der Rettung der vierten Person war die Übung erfolgreich beendet.
Bei dieser Übung der Baiersdorfer SEG hatte auch der Zugtrupp die Chance mit zu üben. Die Helfer des Zugtrupps koordinierten und dokumentierten mit Hilfe von z.B. einer Lagekarte während der gesamten Übung das Einsatzgeschehen. Zudem unterstützte der Zugtrupp die Arbeiten durch Ermittlung des Gefahrenpotenzials von gefundenem Gefahrstoff oder durch Kontaktaufnahme mit dem Energieversorger. Auch bei dieser Übung konnten die Baiersdorfer Helfer ihren hohen Ausbildungsstand unter Beweis stellen und mit der vielfältigen Ausstattung des GKW I die gestellten Aufgaben problemlos lösen. Sie repräsentieren somit die hohe Leistungsfähigkeit des Technischen Hilfswerkes.