Um Das Bergen aus beschädigten Häusern üben zu können hat das THW Baiersdorf vom 29. bis zum 31. August auf dem Übungsgelände in Langlau trainiert.
Tag 1:
„Der Bergungseinsatz bei Gebäudeschäden“ unter diesem Motto stand das Übungswochenende 2014 des THW Baiersdorf. Hierfür machten sich am Freitag, den 29. August 2014, die Helferinnen und Helfer mit GKW I, Mercedes Sprinter (MLW V) sowie Unimog-Kran und dem Tandemanhänger auf den Weg. Ziel war das Übungsgelände des Ortsverbandes Gunzenhausen in Langlau am Brombachsee. Auf diesem Gelände mit u.a. Trümmerkegel, Übungsturm und teilzerstörten Gebäuden können Bergungsgruppen ideal THW-typische Szenarien üben.
Nach der Ankunft in Langlau wurden die Fahrzeuge entladen, die Schlafräume bezogen und parallel am Grill das Abendessen zubereitet. Im Anschluss an das Abendessen folgte bei völliger Dunkelheit eine eineinhalbstündige Orientierungs- und Funkübung in der Umgebung von Langlau.
Tag 2:
Am Samstag um 06:23 Uhr wurden die Baiersdorfer THWler unsanft durch eine SMS-Alarmierung aus dem Schlaf gerissen. Der Einsatzauftrag lautete: „Suche und Rettung von zwei Personen nach einer Verpuffung bei Bauarbeiten!“ Nach kurzer Erkundung konnten zwei verletzte Personen ausfindig gemacht werden. Die erste Person wurde mit Hilfe des Leiterhebels von einem Turm gerettet. Die Rettung des zweiten Verletzten gestaltete sich schwieriger. Da sich die Person auf einem einsturzgefährdeten Flachdach befand, musste, bevor mit der Erstversorgung und Rettung begonnen werden konnte, das Dach mit Schnell-Baustützen abgestützt werden. Wegen der Schwere der Verletzungen wurde durch den Notarzt eine horizontale Rettung gefordert. Hierfür errichteten die Helfer mit dem EGS (Einsatz-Gerüst-System) einen Lastausleger und ließen die Person im Schleifkorb mittels Abseilgerät (Rollgliss) auf Erdgleiche ab. Hier konnte die Person an den Rettungsdienst übergeben werden.
Nach dieser „Aufwachübung“ folgte ein reichhaltiges Frühstück. Nach einer kurzen Regenerationspause wurden die Helferinnen und Helfer in einer theoretischen Unterrichtseinheit mit dem Thema: „Der Bergungseinsatz bei Gebäudeschäden“ geschult. Schwerpunkt dieser Ausbildung waren neben Schadensursachen und Zerstörungsformen v.a. die Gefahren an der Einsatzstelle und das taktische Vorgehen im Bergungseinsatz. Vor dem Mittagsessen wurde in Kleingruppen das gesamte Übungsgelände erkundet, durch die Helfer Lagekarten erstellt und im Anschluss die Ergebnisse zusammengetragen.
Am frühen Nachmittag wurde die Bergungsgruppe von der Fachgruppe Elektroversorgung beim Setzen eines Freileitungsmastes um Unterstützung gebeten. Mit Hilfe des Erdbohrgerätes wurde ein 1,6 m tiefes Loch gebohrt. In dieses Loch konnte der Mast mittels zweier Schwalben und mit viel Helfereinsatz eingesetzt und anschließend eingesandet werden.
Direkt nach diesem kleinen Elektro-Einsatz wurden die Helferinnen und Helfer zur Rettung von mindestens drei Personen nach einer Gasexplosion alarmiert. Die Erkundung des Schadensgebietes ergab: Eine Person eingeklemmt zwischen zwei Betondeckenelementen. Die Bergung wurde aufgrund der Schwere der Verletzungen hinten angestellt. Außerdem wurden eine Person in einem Schacht und eine weitere Person in einem Hohlraum im Trümmerkegel ausfindig gemacht. Bevor die Rettung der Personen durchgeführt werden konnte, wurden diverse Gefahrenstellen, wie zum Beispiel Gefahrstoffe aus dem Arbeitsbereich entfernt. Darüber hinaus wurde beim Arbeiten an der Einsatzstelle dauerhaft mit Hilfe des Multiwarngerätes die Konzentration gefährlicher Gase überwacht. Die Person aus dem Schacht wurde behutsam herausgehoben und auf eine Krankentrage gelegt. Um zur Person im Trümmerkegel vordringen zu können musste der Weg mittels der Säbelsäge freigeschnitten werden. Anschließend konnte die Person erstversorgt und auf der Bergeschleppe ins Freie verbracht werden. Parallel wurden die menschlichen Überreste zwischen den Betondeckenplatten geborgen. Hierzu wurden die Platten mittels Zahnstangenwinden angehoben und mit Hölzern unterbaut.
Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser Übung wurde die Mannschaft in zwei Gruppen aufgeteilt. Die zwei Gruppen bereiteten nun jeweils für die andere Gruppe eine Übung vor.
Beim ersten Szenario erwartete die Bergungsgruppe eine Vielzahl an betroffenen und verletzten Personen nach einer extensiven Party auf einem Leuchtturm, bei der es zu einer Massenpanik gekommen war. Beim Eintreffen an der Einsatzstelle mussten zuerst verwirrte und alkoholisierte Partygäste betreut werden. Eine Person mit Kopfplatzwunde wurde, nach dem der Zugang zur ihr mit Hilfe des Trennschleifers hergestellt werden konnte, erstversorgt und an den Rettungsdienst übergeben. Die Rettung einer Person, die von einer Leiter abgestürzt war, war deutlich schwieriger. Zuerst musste die Person nach oben in das oberste Stockwerk gezogen werden. Erst im Anschluss konnte der Abgestürzte mittels Abseilgerät (Rollgliss) zum Erdboden abgeseilt werden.
Nach dem Abendessen stand dann das zweite Szenario auf dem Plan. Bei völliger Dunkelheit galt es vier vermisste Personen zu suchen und im Anschluss zu retten. Der Lichtmast des GKW I erleuchtet die Einsatzstelle taghell. Den Helfern bot sich beim Erkunden ein Bild des Schreckens. Direkt vor einem eingestürzten Gebäude wurde eine leblose Person aufgefunden und aus dem inneren des Gebäudes waren Hilfeschreie zu hören. Nachdem die Helfer verbal mit dem Verletzten in Kontakt standen wurde ein Zugang durch das Fenster geschaffen und ein erster Trupp zur Erkundung in das Objekt geschickt. Im Erdgeschoss wurde eine weitere Person mit einer Beinverletzung aufgefunden und die um Hilfe rufende Person im Keller lokalisiert. Während die Holzdecke geöffnet wurde, um zu der Person im Keller vorzudringen, wurde die Person mit der Beinverletzung in eine Schleifkorbtrage gelegt und mittels des Leiterhebels auf Erdgleiche verbracht. Nachdem zahlreiche Hindernisse auf dem Weg in den Keller beseitigt waren, wurde die Person im Keller erreicht. Durch die THWler wurde bei der um Hilfe schreienden Person im Keller eine stark blutende Kopfplatzwunde erstversorgt und die Person im Anschluss mit der Bergeschleppe aus dem Keller gerettet. Die Person wurde dann ebenfalls mittels des Leiterhebels auf Erdgleiche verbracht und dem Rettungsdienst übergeben. Während der Rettungsarbeiten konnte ein kleiner Trupp herausgelöst werden, der ein angrenzendes Waldstück nach einer Person absuchte, die Augenzeugenberichten zufolge nach dem Einsturz aus dem Gebäude gestürmt war. Die Person wurde kauernd im Waldstück ausfindig gemacht und konnte unterkühlt dem Rettungsdienst übergeben werden. Gegen Mitternacht waren alle Übungsaufgaben erfolgreich gelöst und die Helferinnen und Helfer ließen den Übungstag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.
Tag 3:
Am Sonntag wurde nach dem Frühstück gemütlich abgebaut, zusammengepackt und die Heimreise angetreten. Am Nachmittag war die komplette Einsatzbereitschaft des technischen Zuges wieder hergestellt.
Während des Übungswochenendes haben die Helferinnen und Helfer etliche Szenarien erfolgreich abgearbeitet und den Ausbildern ihren sehr guten Ausbildungsstand gezeigt. Während der Übungen wurden die THWler an ihre körperlichen Grenzen geführt und dennoch konnte die gesamte Gruppe jede Aufgabe erfolgreich meistern.
Das THW Baiersdorf bedankt sich sehr herzlich beim Ortsverband Gunzenhausen für die unkomplizierte Zurverfügungstellung des Übungsgeländes in Langlau.